Gänsehaut – Libabör
Ein interkulturelles Tanztheater-Experiment
Mit 20 Tänzerinnen und Tänzern, dem Regös-Ensemble und den Schwuhplattlern
Einführung: Eva Wollschläger

„Ich bin in Köln groß geworden. In meiner Straße haben nur Ungarn gewohnt. Wenn ich diese Straße verlassen habe, begann Deutschland.“ (Piroska Henrichs, Tänzerin)

Wo fängt ein Land an, und wo hört es auf? Wo ist eine Kultur daheim, und wo wohnt die nächste? Die Münchner Tänzerin Csilla Maria Durku, Kind ungarischer Flüchtlinge, wuchs als Ungarin in Deutschland auf. Das kulturelle Durcheinander und die ständige Frage der Zugehörigkeit sind ihr von Grund auf vertraut. Durku, Protagonistin in Richard Siegals „CoPirates“, hat mit „Gänsehaut – Libabör“ ein Stück entwickelt, das dort weitermacht, wo „CoPirates“ aufhört: Im letzten Teil von Siegals Monumentalparty steht Csilla Durku im weißen Halbrund und singt ein ungarisches Volkslied. Mit diesem Lied beginnt „Libabör“, was auf Deutsch „Gänsehaut“ bedeutet. Gänsehaut ist eine unmittelbare Reaktion auf Situationen, die einen im Innersten berühren.

Die Protagonisten in „Libabör“ haben v.a. ungarische, aber auch polnische, italienische, deutsche und rumänische Wurzeln. Sie sind zum Teil in Deutschland, zum Teil in ihrer Heimat aufgewachsen. Was geschieht, wenn man sich als Fremder der neuen Heimat öffnet, wenn die ursprüngliche Nationalität verschwimmt? Ist Ungarn in Deutschland sichtbar? Wie lassen sich Gemeinschaft und Individualität auf einen Nenner bringen? Was passiert, wenn Moderne auf Tradition trifft? Welche unerwarteten kreativen Ausdrucksformen kommen dann zum Vorschein?

20 Laien und professionelle Tänzer treffen auf das Regös-Ensemble, das sich in München der ungarischen Folklore widmet, sowie auf die Schwuhplattler, eine der wenigen homosexuellen Volkstanzgruppen in Deutschland. Alle Beteiligten gestalten die Choreographie durch ihre persönlichen Geschichten und ihre jeweiligen Muttersprachen mit.